Weiterbildungstag SSC
Erfreulich viele interessierte SchweisshundeführerInnen trafen sich am 11. Mai 2019 zum Weiterbildungstag vom SSC, geleitet von Sämi Gantner, in Linthal im schönen Kanton Glarus. Mit etwas Verspätung – die Technik wollte nicht so ganz mitmachen – begann der Tag mit einem kurzen und prägnanten Abriss über die Lage der Organe sowie deren Funktion, das Skelett und dessen Funktion. Ausführlich erklärte Sämi anhand von Power Point Grafiken/-Slides sowie lebhaften Schilderungen aus seiner breiten Praxis, mit welchen Verletzungen ungefähr was zu erwarten ist. Natürlich gehen wir bei Pirschzeichen mit Lungengewebe nicht von einer komplizierten Suche oder gar einer Hetze aus, bei einem Anschuss mit Knochen sieht die Sache schon wieder anders aus, auch Pirschzeichen mit Leber können – sowieso bei Schwarzwild – auch nach Übernacht-Stehzeiten noch zu Hetzen führen, insbesondere, wenn es sich bei den Pirschzeichen um Leberrand handelt. Ebenfalls eine Ausführung wert, war das Thema Schweiss resp. dessen Farbe. Gerade letzteres hat, bedingt durch Stehzeit / Vegetation / Jahreszeit usw. recht wenig Aussagekraft, ausser wir haben das Glück, dass entsprechende Organteile identifiziert werden können. Reinen Schweiss als Indiz um eine Trefferlage zu bestimmen, muss kritisch betrachtet werden. Auch den unterschiedlichen Skeletten unserer Schalenwildarten widmete sich Sämi eingehend und machte aufschlussreiche Ausführungen in Bezug auf Trefferlage und die zu erwartende Nachsuche.
Die Nachsuche beginnt aber natürlich nicht erst am Anschuss, auch die Einarbeitung des Hundes und insbesondere gerade an wehrhaftem Wild - hier wurde unbedingt der Besuch des Schwarzwildgewöhnungsgatters empfohlen - kamen zur Sprache. Neben dem Wissen, was der Hund an wehrhaftem Wild tut, ist auch immer wieder das Üben mit vielen Geländewechseln – so auch Maiskulturen, kurze Sequenzen in Rapsfeldern aber auch Wasserpassagen – unbedingt etwas, was zur Basisarbeit beim Abführen eines Schweisshundes dazu gehört. Auch hier illustrierte Sämi, wie schon ein Gebirgsbach einen sonst firmen Schweisshund, der aber z.B. mit dem alpinen Terrain nicht vertraut ist, völlig aus dem Konzept bringen kann. Denken wir daran, dass wir nicht immer voraus sehen können, wo wir zur Nachsuche auf krankes Wild gerufen und welches Gelände wir antreffen werden, also üben wir dies immer wieder auf unseren Kunstfährten. Wir wissen, dass jede Herausforderung – auch in den Übungen – das Gespann zusammenschweisst. In Bezug auf das Zusammenschweissen des Gespannes bezog sich Sämi auch immer wieder auf das so wichtige Lob und die echte Freude am Ende der Fährte, sowieso am Stück, oder auch beim Verweisen von Pirschzeichen.
Unabdingbar bei den Übungen, aber auch in der Praxis, ist die Ruhe, die Übersicht – insbesondere gerade bei Fangschuss-Situationen – und auch, das sich „Zeit zu nehmen“. Insbesondere im Praxiseinsatz hilft es, sich die notwendige Zeit zu nehmen, sich und den Hund fertig zu machen, auch wenn man meint, die Zeit dränge. Was man beim sich bereit machen oder bei der Anschuss-Kontrolle verpasst, holt man hinterher nicht mehr ein. Auch bei den Übungen sollen wir uns die Zeit nehmen, sind wir in Eile, sollten wir weder eine Nachsuche annehmen noch eine Übung abspulen, die Qualität wird nie eine Gute sein. Stehen wir dann im Praxiseinsatz, muss die Ausrüstung vollständig und dem Gelände entsprechend angepasst sein. Die Signal-/Warnfarben rot/gelb/orange und auch übrigens pink, eignen sich auch für das Nachsuchengespann für eine bessere Sichtbarkeit ganz allgemein. Das Material der Kleidung soll robust und funktionell sein. Sämi ging detailliert darauf ein, was er bei der Nachsuche auf sich trägt und zwar von Taschenlampe bis Ersatz-Taschenlampe, Ersatz-Messer und sogar ein Ersatz-Leibchen ist in der Hasentasche dabei. Auch bezüglich Schutzweste oder Signalweste wurde diskutiert; und gerade bezüglich Schutzweste muss es letztlich jeder Schweisshundeführer selber entscheiden, ob er seinen Vierläufer damit ausrüstet und zwar sicher auch aufgrund dessen, wie der Hund an krankem Schwarzwild agiert. In der Tendenz neigen unsere Schweisshunde nicht dazu, dem Schwarzwild mit Schwung – analog einiger Terrier – in der Dickung auf die Pelle zu rücken, dennoch kann eine massgeschneiderte Schutzweste bei einem Ernstfall Leben retten, sei es nur, weil sie in dichtem Gestrüpp in einem unbedachtem Moment am falschen Ort stehen oder natürlich, wenn sie kompromisslos angenommen werden. Dagegen spricht dann die Wärmeentwicklung gerade bei Nachsuchen im Sommer. Eine Signalweste wiederum kann in entscheidenden Momenten gerade bei Fangschuss-Situationen helfen, den eigenen Hund sicher vom Wild unterscheiden zu können. Zweimal hirschrot in einem Rapsfeld kann schon zu ernsthaftem Stress führen, eine Signalweste lässt einen hier sicherer identifizieren.
Sehr interessant waren die Grafiken, so z.B. wurden bei Reh-/Rot- und Schwarzwild die durchschnittliche Riemenlänge bei Erfolgssuchen – mit unterschiedlichen Trefferlagen – zusammengetragen. Wie zu erwarten, zeigen Rumpftreffer, bei denen lebenswichtige Organe verletzt werden, die kürzesten Riemenarbeiten. Ebenfalls interessant die Grafik der Erfolgsquoten nach Trefferlage bei unserem Schalenwild.
Der Morgen verging wie im Flug und schon stand das Mittagessen auf dem Programm. Wir dislozierten zu einem nahegelegenen Hof, wo uns bereits Michi Freuler und Sämi’s Partnerin Daniela mit tatkräftiger Unterstützung von Familie & Freunden, mit vielen Leckereien erwarteten. Das Wasser lief mir im Munde zusammen, all die feinen Salate, Wild-Bratwürste und dann diese vielen leckeren Kuchen! Vielen Dank auch an Alle, die ebenfalls noch Salate & Kuchen mitgebracht haben! Leider hatte Petrus wenig Einsehen und bald goss es schon wie aus Kübeln, so dass Sämi entschied, dass wir das Nachmittagsprogramm auch wieder im Saal des Hotels durchführen und erst zu Ende wieder ins Gelände gehen würden.
Mit umfangreichem Bildmaterial zeigte Sämi uns dann, welche unterschiedlichen Gegebenheiten bei Nachsuchen bei Ansitz oder bei Drückjagden auftreten können und wie darauf zu reagieren ist, so in Bezug auf Stehzeiten aber auch, ob man als 2. oder 3. Gespann auf die Fährte kommt. Bei letzterem ist unbedingt zu empfehlen, dass zwischen den Einsätzen ein paar Stunden vergehen, so dass sich die Geruchsmoleküle wieder etwas absenken. Auch beim Thema Hetzen / Stellen sowie Wildschärfe machte Sämi wieder den Link zum Schwarzwildgewöhnungsgatter und natürlich zeigt uns dieses auch nicht vollumfänglich, wie lange und wie stark der Hund an krankem Wild hetzt. Dennoch kann eingesehen werden, ob der Hund zur Sau will, oder ob er blendet, ob er sich überhaupt löst oder ob er nur beim Führer sitzen bleibt. Das alles sind wichtige Punkte, über die der Hundeführer Bescheid wissen muss, bevor er seinen Hund an Schwarzwild zur Nachsuche einsetzt. Für den noch jungen Schweisshund eignet sich natürlich eine möglichst erfolgsversprechende Hetze unter Umständen zusammen mit einem firmen Hund. Natürlich kam auch Abfangen mittels Kammerstich und der Fangschuss generell zur Sprache, hier gab Sämi noch einige wertvolle Anregungen zur Art des Messers – bitte dazu auch die rechtliche Situation betr. Klingenlänge und einseitig / beidseitig geschärft beachten – und auch, dass an einen Kammerstich – egal welche Wildart - immer mit klarer Absicht herangegangen werden muss. Neben dem sicheren Antragen eines Fangschusses gehört natürlich auch vorab dazu, sich mit den verschiedenen Kalibern / Geschossen vertraut zu machen. Hier schilderte Sämi eingehend, die Vor- und Nachteile und was unbedingt – auch und vor allem aus dem Aspekt der Sicherheit– zu beachten ist und gab auch entsprechende Empfehlungen ab. Sehr interessant auch die Ausführungen zu den unterschiedlichen Charakteren des Wildes in Bezug auf Trefferlagen / Riemenlänge / Länge der Hetzen sowie des Stellens. Insbesondere die Fangschuss-Situationen wurden von Sämi immer wieder erwähnt – oft mit Bildmaterial untermalt - und immer wieder auch hier: Ruhe, Übersicht, klaren Kopf behalten!
Nach so viel zuhören waren wir Teilnehmer dann mal an der Reihe. Sämi hatte von Reh-/Rot- und Gamswild „Pirschzeichen“ vorbereitet und wir sollten die Trefferlagen in Gruppen erraten. Als Erstes waren die Schnitthaare dran. Gar nicht so einfach! Über das Anlegen eines Schnitthaarbuches hat sich sicher der eine oder andere danach sicher ernsthaft Gedanken gemacht. Die Pirschzeichen in Form von Knochenfragmenten waren dann etwas leichter, aber auch hier lohnt es sich, beim Aufbrechen / Zerwirken immer wieder genau hinzuschauen, denn wie ist nochmals die Konsistenz von Schlesinger, die Form von Röhrenknochen oder wie war das nochmals mit dem Knochenmark und dem Feist.
Danach ging es dann für etwas Praxis ins Gelände; Petrus hatte netterweise die Schleusen geschlossen und es schonte. Sämi und sein Team haben verschiedene Fangschuss-Situationen von stellendem Hund / Wild in Form von Scheiben so im Gelände dargestellt, wie wir sie in der Praxis antreffen könnten. Hier wurde eifrig diskutiert, ob und warum ein Fangschuss vertretbar ist oder warum nicht und immer auch, ob das Verschieben von einem selbst, in dieser Situation dann kluger oder (noch) nachteiliger wäre.
Bei der anschliessenden Schlussbesprechung wurde dann noch die eine oder andere Frage beantwortet und dann war der lehrreiche und spannende Weiterbildungstag auch schon zu Ende. Ein grosses Dankeschön geht natürlich an Sämi & Familie sowie Michi & Familie, an das Hotel Tödi für die Gastfreundschaft und alle Helfer & Mitglieder, welche zum gelungenen Tag beigetragen haben.
Autorin: Nadja Gruner